Tätigkeitsbericht 2021

Sanduhr Symbol

Verein Rettet den Jüdischen Friedhof Währing

Logo ohne Text

Der Verein blickt auch 2021 auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück. Corona bedingt mussten zwar Führungen und Freiwilligentage abgesagt werden, aber die Sanierungsarbeiten konnten nach Plan durchgeführt werden. Grundsätzlich setzt der Verein zwei Schwerpunkte bei den Sanierungen:

  • Teilflächensanierungen
  • Einzelgrabsanierungen

Teilflächensanierung 6 bis 8

In 2021 konnten die Gräberanlagen der Teilflächen 6 bis 8 saniert werden. Die Freiwilligen leisteten einen großen Beitrag zur raschen Umsetzung der Sanierungsarbeiten, denn sie bereiteten das Gelände entsprechend vor, sodass die Steinmetze sich voll auf das Zusammenführen und Aufstellung von Grabsteinen konzentrieren konnten.

Führungen 2021

Das Vereinsjahr startete mit einem strengen Lockdown, was zur Ab-sage der Führungen im Jänner bis April führte. Im Mai bis November konnten wieder Führungen stattfinden bis am 22. November der 5. Lockdown erfolgte und damit die Führungen in Dezember ausfielen. Trotz Sperre nahmen 192 Personen an Friedhofsbesichtigungen teil. Weitere 139 BesucherInnen sind gekommen, die den Friedhof ohne Führung besichtigt haben. Unter der Leitung von erfahrenen Guides erwarben die TeilnehmerInnen Einblick in die Ge-schichte des Friedhofes und konnten sich über die tollen Fortschritte bei der Sanierung überzeugen.

Erfolgreiche Einzelgrabsanierungen

In 2021 konnten die ersten Einzelgrabsanierungen abgeschlossen werden. Die Einzelgrabsanierungen werden von Privatpersonen bzw. Institutionen finanziert und unter der Aufsicht des Bundesdenkmalamtes und Einhaltung halachischer Regeln durchgeführt.

Grabnr: 1.06.007 Rosalia Mandel (geborene Menzel)

Grab 1.06.007 Rosalia Mandel vorher
Grab 1.06.007 Rosalia Mandel nachher

Grabnr: 02.03.038 Emanuel Redlich

Grab 02.03.038 Emanuel Redlich vorher

Grabanlage Nr: 1.3.45-46-47: Familie Epstein-Teixeira de Mattos

Grabanlage Nr: 1.3.45-46-47: Familie Epstein-Teixeira de Mattos vorher
Grabanlage Nr: 1.3.45-46-47: Familie Epstein-Teixeira de Mattos nachher

Grabanlage Nr: 18.1.8 Ephrussi

Grabanlage Nr: 18.1.8 Ephrussi vorher
Grabanlage Nr: 18.1.8 Ephrussi nachher

Rechnungsabschluss 2021

Rechnungsabschluss 2021

Proponenten und Sponsoren

Ganz wesentlicher Teil der Vereinsarbeit ist die Suche nach Proponentinnen und Proponenten, die den Verein mit ihrem Fachwissen, mit ihrem Netzwerk oder finanziell unterstützen. Sie kommen aus Wirtschaft, Kultur, Kunst, Religion und Politik.

Proponentinnen und Proponenten: Johannes Abensberger, Renate Anderl, Dr. Hannes Androsch, Univ.Prof. Dr. Wolfgang Aulitzky, Dr. Harry Bergmann, Mag. Sandra Berkson, Dr. Brigitte Bierlein, Mag. Eva Blimlinger, Wolfgang Böck, Mag. Martin Böhm, Univ.Prof. Dr. Wolfgang Brandstetter, -Timna Brauer, Dkfm. Michael Brooks, Dr. Emil Brix, Prof. Dr. Michael Bünker, Shlomit Butbul, Dr. Herbert Cordt, Oskar Deutsch, Dr. Christoph Dichand, Mag. Georg Doppelhofer, Mercedes Echerer, Klaus Edelhauser, Mag. Karoline Edtstadler, Erhard Ernst, Werner Faymann, Dr. Annemarie Fenzl, Dr. Günter Geyer, Roman Grinberg, Dr. Heimo Hackl, KommRat Peter Hanke, Dr. Michael Häupl, Miguel Herz-Kestranek, Klaus Herrmann, Ing. Wolfgang Hesoun, Oliver Hirschbiegel, Prof. Dr. Josef Höchtl, Dr. Wolfgang Hofer, Univ.Prof. Dr. Clemens Jabloner, Wolfgang Jansky, Mag. Maria Jelenko-Benedikt, Dr. Friedrich Jergtisch, UnivProf. Dr. Ulrich Jordis, Patricia Kahane, Josef Kalina, Veronika Kaup-Hasler, Wolfgang Katzian, Norbert Kettner, Ing. Ewald Kirschner, Prof. Dr. Raoul Kneucker, Mag. Thomas Kralinger, Sebastian Kurz, Mag. Werner Kogler, Dr. Herbert Lackner, DDr. Michael Landau, Peter Landesmann, Martin Lechner, Dr. Michael Ludwig, Martina Ludwig-Faymann, Mag. Dr. Harald Mahrer, Beate Meinl-Reisinger, Dr. Ralph Müller, Mag. Harald Neumann, Beatrix Neundlinger, Rainer Nowak, Univ.Prof. Dr. Edwald Nowotny, Dr. Christian Nusser, Cornelius Obonya, Dr. Josef Ostermayer, Mag. Hermann Petz, Caroline Pienkos, DDr. Horst Pirker, DI Josef Pröll, Dr. Johanna Rachinger, Christian Rainer, Dr. Claus Raidl, UnivProf. Mag. DDr. Oliver Rathkolb, Dr. Pamela Rendi-Wagner, Mag. Marie Ringler, Dr. Walter Rothensteiner, DI Walter Ruck, Mag. Andreas Schieder, Mag. Martin Schlaff, Mag. Dr. Heide Schmidt, Richard Schmitt, Rabbi Arthur Schneier, HR Dr. Karl Schütz, Peter Schöber, E. Randol Schoenberg, Dr. Kurt Scholz, Dr. Timothy Smolka, Mag. Wolfgang Sobotka, Dr. Georg Sprin-ger, Prof. Elisabeth Stadler, MMag. Oliver Stauber, Dr. Barbara Staudinger, Dr. Dwora Stein, Mag. Dr. Eveline Steinberger-Kern, Kardinal Dr. Christoph Schönborn, Alois Steinbichler, Erwin Steinhauer, Katharina Stemberger, DI Friedrich Stickler, Mag. Terezi-ja Stojsits, Ing. Karl-Hein Strauss, Sissy und Max Strauss, Ing. Karl-Heinz Strauss, Karin Strobl, Dr. Hannes Sulzenbacher, Dr. Josef Taus, Dr. Paul Tesarek, Dr. Andreas Treichl, Armin Thurnher, Univ.Prof. Dr. Alexander Van der Bellen, Dr. Franz Vranitzky, Dr. Anton Wais, Mag. Stefan Wallner, Christiane Wenkheim, Dr. Alexander Wrabetz, DI Wolfgang Zehetner.

Wissenschaftlicher Beirat

Dem ehrenamtlich tätigen wissenschaftlichen Beirat gehören folgende Personen an:

Matti Bunzl (Wien Museum), Prof. Mag. Dr. Klaus Davidowicz (Professor für Judaistik an der Universität Wien), Dr. Raimund Fastenbauer (Generalsekretär für jüdische Angelegenheiten in der IKG), Annemarie Fenzl (österreichische Historikerin und Archivarin), Ing. Georg Gaugusch (Mitarbeiter der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft »Adler« in Wien), Schlomo Hofmeister (deutscher Rabbiner und Gemeinderabbinerder Israelitischen Kultusgemeinde Wien.), Hofrat Dr. Karl Schütz

Sponsoren und Förderer

Die Bedeutung der Freiwilligenarbeit am Friedhof

Die Freiwilligenarbeit ist eine wesentliche Unterstützung zur Vorbereitung der Sanierungsarbeiten durch das beauftragte Atelier Dombau-meister Dr. Zehetner und dessen Steinmetzfirmen. Die Freiwilligenarbeit wird jährlich auch finanziell eingewertet. Insgesamt wurden 1.224 Einsatzstunden dokumentiert die mit einem Stundensatz von EUR 20,66 bewertet werden. Die Freiwilligenarbeit war daher im Jahr 2021 EUR 25.287,00 wert.

Gemäß dem Washingtoner Abkommen aus 2001 werden ehrenamtliche Leistungen im Zusammenhang mit der Sanierung des Friedhofes zu 100% aus dem Restitutionsfonds vergütet und kommen daher wieder dem Friedhof zu Gute.

Symbole am Friedhof

Der Friedhof ladet immer wieder zu Entdeckungstouren ein. Ob es Grabinschriften oder beispielsweise Symbole auf den Grabsteinen sind, es wird niemals langweilig. Bei einem Streifzug durch das Gelände fallen viele unterschiedliche Symbole auf. Im Rahmen des in Umsetzung befindlichen Ausstellungsraumes sollen deren Bedeutung auch den zukünftigen Besuchern näher erklärt werden.

Neues Logo für den Verein

Das Symbol der Sanduhr mit den Engelsflügel findet sich über dem Eingangstor zum Tahara Haus und ist das Symbol für die rasch verfliegende Zeit. Der Verein hat sich dieses Symbol als neues Logo gewählt.

Sanduhr Symbol

Prominenz am Friedhof

Mit Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler konnten wir ein weiteres Regierungsmitglied am 20.9.2021 am Friedhof begrüßen.

Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler am Friedhof
Mit Bundesministerin Mag. Karoline Edtstadler konnten wir ein weiteres Regierungsmitglied am 20.9.2021 am Friedhof begrüßen.
Kardinal Dr. Christoph Schönborn am Friedhof
Am 3.9.2021 besuchte Kardinal Dr. Christoph Schönborn den geschichtsträchtigen Friedhof.

Ausblick 2022

  • Für das Kalenderjahr 2022 steht die Sanierung der Grabanlagen auf der Teilflächen 9 am Programm. Es handelt sich um etwa 200 bis 230 Grab-steine. Die Finanzierung erfolgt aus einer bereits zugesagten Förderung des Bundeskanzleramtes.
  • Umsetzung des bereits erarbeiteten Ausstellungskonzepts und Gestaltung des Ausstellungsraumes im Tahara-Haus.
  • Weiterführung der Freiwilligentage (Termine: 13. März, 10. April, 8. Mai, 12. Juni, 10. Juli, 14. August, 11. September, 9. Oktober, 13. November 2022).
  • Monatliche Friedhofsführungen (Termine: 13. März, 10. April, 8. Mai, 12. Juni, 10. Juli, 14. August, 11. September, 9. Oktober, 13. November, 11. Dezember 2022. )
  • Teilnahme wiederum am Tag des Denkmals am 25.9.2022
  • Aufgrund einer Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt, sind Spenden an uns, sofern Sie an das Bundesdenkmalamt überwiesen werden, steuerlich absetzbar.

Bundesdenkmalamt 1010 Wien
BAWAG-PSK
IBAN: AT07 0100 0000 0503 1050
BIC: BUNDATWW
Aktionscode für Spendenaktion: A283

  • Aufruf zur Spendenaktion „angrenzende Fläche zur Teilfläche 11“. Neben der bereits ausfinanzierten Sanierung der Teilfläche 11 möchte der Verein die Finanzierung der Sanierung der angrenzenden Teilfläche (rot markiert) aufstellen. Bitte helfen Sie dabei! Herzlichen Dank

Impressum:
Medieninhaber und Herausgeber: Verein Rettet den Jüdischen Friedhof Währing; Goldschmiedgasse 10, 1010 Wien
Beiträge: Mag. Andrea Schellner;
Fotos: Mag. Andrea Schellner
Erscheint einmal jährlich
Vorstand: Obmann Günther W. Havranek, Obmann-Stellvertreterin Dr. Jennifer Kickert, Obmann-Stellvertreterin Dr. Ariel Muzicant, Vorstand für Denkmalschutz/-pflege Dr. Gerbert Frodl, Schriftführerin Dr. Susanne Schober-Bendixen, Kassierin Mag. Andrea Schellner, Vorstand für Marketing Karl Javurek, Vorstand für religiöse Angelegenheiten Mag. Elie Rosen
Grundlegende Richtung des Mediums: Restaurierung des Jüdischen Friedhofs Währing; Mittel aufbringen, die der baulichen Erhaltung der Friedhofsanlage dienen. Verantwortlich: Günther W. Havranek

Verein Rettet den Jüdischen Friedhof Währing, ZVR: 953840753; Info-Point Friedhof: Schrottenbachgasse 3, 1190 Wien

Den Bericht als PDF herunterladen: Taetigkeitsbericht-2021.pdf

Ein Tag als Freiwillige am jüdischen Friedhof Währing!

Ein Tag als Freiwillige am jüdischen Friedhof Währing!

Jeden zweiten Sonntag im Monat ruft der Verein Rettet den jüdischen Friedhof Währing zur Freiwilligenarbeit auf. Heute ist Sonntag der 12.7.2020 und ich möchte mich, neben meiner Arbeit als Finanzreferentin im Verein, auch einmal vor Ort als Freiwillige bei der Beseitigung des wilden Bewuchses am Friedhof betätigen.   Mit Handschuhen, Gartenschere und Scheibtruhe ausgestattet suche ich mir einen Platz im hinteren Teil des Friedhofes in der Nähe der Friedhofsmauer mit Blick auf den Arthur Schnitzler Hof.

Das Unkraut hat hier die Vorherrschaft übernommen und bedeckt die Grabstätte vollständig. Wer liegt hier wohl begraben? Die Arbeit beginnt im ersten Schritt damit, die Efeuranken zu entfernen wobei diese nicht aus dem Boden herausgerissen werden dürfen, sondern auf Ebene der Erdschicht abgeschnitten werden. Wichtig ist auch zu beachten, dass Efeu, der sich auf Grabsteinen aus Sandstein rankt, nicht einfach weggerissen werden darf, denn damit würde man den Sandstein beschädigen.

Im nächsten Schritt beseitige ich händisch die ca. 5 cm dicke Humusschicht samt dem Laub. Nach dem Abtransport von zwei Scheibtruhen voll Humus, Laub und Efeuranken wird ein Grabstein sichtbar, der in früheren Zeiten wohl auf dem sichtbaren Podest gestanden sein muss. Es handelt sich um einen Granit-Grabstein der in gutem Zustand sein dürfte. Interessant ist es jetzt auch noch die Inschrift zu entziffern.

Mit einer kleinen Bürste beseitige ich den restlichen Humus und mit Wasser aus meiner Flasche und einem Tuch lege ich die Inschrift des Grabsteins frei. Abhängig vom Einfallswinkel der Sonne ist die Inschrift besser oder schlechter zu lesen. Am frühen Nachmittag ist es dann soweit die Inschrift zu entziffern.

Hier ruht: Babelle Sobelmann (geb. Halperson), Kaufmanns Gattin aus Zaslaw in Russland gest. am 15. November 1865 im Alter von 25 Jahren.

Nach zweistündigem Einsatz beende ich zufrieden meine Arbeit. Ich habe mitgeholfen einer Grabstätte wieder einen Namen zu geben.

Andrea Schellner

Bedeutung der Freiwilligen Arbeit

Die Bedeutung der Freiwilligen Arbeit für den Jüdischen Friedhof Währing

Die Freiwilligenarbeit ist ein unverzichtbarerer Bestandteil der Erhaltungsarbeiten am Friedhofsgelände. Neben der Sanierung der Grabanlagen zählt die kontinuierliche und sachgerechte Pflege des Bewuchses auf dem Areal zu den dringenden Erfordernissen, die abhängig von der Jahreszeit manchmal auch sehr intensiv sein können.

Voraussetzung, dass die Steinmetze mit ihrer Arbeit an den Grabsteinen beginnen können, ist die Beseitigung von Unkraut und Gestrüpp. Die Freiwilligenarbeit wird als Eigenleistung zur Erhaltung des Friedhofes gewertet. 2021 wurden insgesamt 1.224 Einsatzstunden dokumentiert, die mit einem Stundensatz von EUR 20,66 bewertet werden. Die Freiwilligenarbeit war daher im Jahr 2021 fiktiv EUR 25.287,00 wert.

Gemäß dem Washingtoner Abkommen aus 2001 werden ehrenamtliche Leistungen im Zusammenhang mit der Sanierung des Friedhofes zu 100% aus dem Nationalfonds vergütet und kommen daher wieder der Friedhofsanierung zugute.

Pflegezustand 25.9.2011

Wir danken auf diesem Weg allen Freiwilligen, die sich bei jedem Wetter bereit erklären den wilden Pflanzenwuchs mit einfachen Gerätschaften zu beseitigen und ebenfalls großen Dank an die MA 42 – Wiener Stadtgärten die den Grünschnitt kostenlos vom Friedhof abholen.

Die Leistungen der Freiwilligen sieht man eindrucksvoll am Beispiel der Sanierung der Teilfläche 3 links vom Tahara Haus. Während im Jahr 2011 die Teilfläche 3 noch bis oben hin mit Gestrüpp zugewachsen war, konnte nach jahrelanger Unkrautbeseitigung, im Jahr 2020 erfolgreich die Sanierung der Grabsteine abgeschlossen werden.